Isle of Man TT: Tradition, Faszination, Geschwindigkeit und Wahnsinn

Es ist das härteste und gleichzeitig traditionsreichste Motorradrennen der Welt: Tausende Zweirad-Begeisterte besuchen die jährlich stattfindende Isle of Man TT in Douglas, der Hauptstadt der Isle of Man. Tradition, Faszination, Geschwindigkeit und blanker Wahnsinn – die Tourist Trophy gehört zu den wenigen Motorsport-Veranstaltungen, die noch für echte Gänsehaut sorgen.

Fernweh-Garantie dank einmaliger Idylle

C593C859789D4F949254C15FEBA6C804.ashx

Die Isle of Man ist eine englische Insel und befindet sich inmitten des Irischen Meers zwischen Schottland, England, Nordirland, Wales und der Republik Irland. Die 572 Quadratkilometer große Insel ist durch ihre hügelige Landschaft und ihr ausgeglichenes, gemäßigtes Klima gekennzeichnet. Felsige Kliffküsten, zauberhafte Heidelandschaften und romantische Strände machen die Isle of Man zum unberührten Paradies für Wanderer, Urlauber und sogar den ein oder anderen Aussteiger.

Motorradrennen mit langer Geschichte

Einmal jährlich wird das idyllische Dasein auf der Isle of Man durch ein großartiges Spektakel begleitet. Dann nämlich, wenn die Tourist Trophy stattfindet, pilgern abertausende Motorrad-Fahrer aus aller Welt zur beschaulichen Insel, um das traditionsreiche und geschichtsträchtige Motorradrennen der Superlative zu frönen.

http://vimeo.com/46856767

60,73 Kilometer und mehr als 200 Kurven

Der knapp 61 Kilometer lange Kurs stellt höchste Anforderungen am Mensch und Maschine. Der Snaefell Mountain Course verfügt über mehr als 200 Kurven, rund 60 Kurven haben über die Jahre hinweg ihren eigenen Namen verliehen bekommen.
Der knapp 61 Kilometer lange Kurs stellt höchste Anforderungen am Mensch und Maschine. Der Snaefell Mountain Course verfügt über mehr als 200 Kurven, rund 60 Kurven haben über die Jahre hinweg ihren eigenen Namen verliehen bekommen.

Im Jahr 1907 fand auf der Isle of Man das erste Motorradrennen statt. Seitdem begeistert das Rennen rund um den Snaefell Mountain Course abertausende Zweirad-Begeisterte. Bei der temporären Rennstrecke handelt es sich aber nicht um ein eigens angelegtes Rennareal, sondern vielmehr um öffentliche Straßen, die zur Zeit der Tourist Trophy abgesperrt werden. Mit seinen 61 Kilometern Länge und mehr als 200 Kurven fordert der Kurs höchste Konzentration bei den Fahrern – Auslaufzonen sind auf dem Snaefell Mountain Course ebenso wenig aufzufinden wie auf der legendären Nürburgring Nordschleife. Für die Zuschauer ist es ein faszinierendes Schauspiel, wenn die Motorradfahrer samt hochgezüchteter Rennmaschine nur wenige Meter entfernt – mit mehr als 280 Kilometern pro Stunde – dem schroffen und hochanspruchsvollen Stadtkurs entlang jagen.

Hart und umstritten

Nur knapp rasen die TT-Rennfahrer am begeisterten Publikum vorbei. Auf der Isle Of Man werden alle Teilnehmer – egal ob man mit einem Sieg oder einer Niederlage nach Hause geht – als wahre Helden gefeiert.
Nur knapp rasen die TT-Rennfahrer am begeisterten Publikum vorbei. Auf der Isle Of Man werden alle Teilnehmer – egal ob man mit einem Sieg oder einer Niederlage nach Hause geht – als wahre Helden gefeiert.

Im Rausch der Geschwindigkeit entscheiden die Fahrmanöver der hochkonzentrierten TT-Helden zwischen Niederlage und Sieg, aber auch zwischen Überleben und Tod. Wird die Ideallinie um nur wenige Zentimeter verfehlt, bedeutet das nicht nur einen Zeitverlust, sondern unter Umständen auch den direkten Weg in ein Wohnhaus, in eine Mauer oder einen Abhang hinab. Die Streckenabschnitte selbst sind durch tiefe Spurrillen, gefährliche Schlaglöcher oder heimtückische Bodenwellen geprägt – an manchen Stellen sorgen mehr oder weniger notdürftig platzierte Strohballen für Schutz. Doch bei der Isle of Man TT nehmen keine Amateure teil: Die Teilnehmer, die alle über eine gültige Rennlizenz verfügen müssen, kennen die tückischen Abschnitte der Strecke samt der oftmals nur schwer einsehbaren Kurven in- und auswendig. Neben den Superbike- und Supersport-Wettkämpfen finden im Rahmen der Tourist Trophy auch Seitenwagen-Rennen statt.

https://vimeo.com/69383671

Mit kreischenden Drehzahlen kündigen sich die Maschinen an – ein faszinierender Kontrast zur idyllischen Landschaft auf der Isle of Man. So schnell wie die Maschinen gekommen sind, so schnell rasen sie auch wieder davon.
Mit kreischenden Drehzahlen kündigen sich die Maschinen an – ein faszinierender Kontrast zur idyllischen Landschaft auf der Isle of Man. So schnell wie die Maschinen gekommen sind, so schnell rasen sie auch wieder davon.

Der Reiz der Gefährlichkeit begeistert die Fahrer wie auch die Zuschauer, machte die Isle of Man TT innerhalb eines Jahrhunderts aber auch zur umstrittensten Motorrad-Veranstaltung der Welt. Seit 1911 starben mehr als 242 Rennfahrer auf dem gefährlichen Straßenkurs, viele unter ihnen waren nicht nur erfahrene und bewundernswerte Motorrad-Fahrer, sondern auch unersetzliche und wertvolle Familienväter. Für Laien ist es nur schwer nachvollziehbar, warum sich die Teilnehmer Jahr für Jahr diesem mörderischen Spektakel hingeben, bei dem lediglich Sekundenbruchteile zwischen Aktion und Reaktion, letztlich auch zwischen Leben und Tod entscheiden. Aber auch die Teilnehmer selbst können sich die Magie, die von der Isle Of Man ausgeht, nur schwer erklären. Für manche ist es die Bewunderung, für andere der Kick. Manche werden in die Tradition hineingeboren, andere wiederum wollen sich selbst etwas beweisen. Jedenfalls sind alle Teilnehmer der Tourist Trophy leidenschaftliche Rennfahrer, die mit ihren Motorrädern an physikalische Grenzen vorstoßen und geistig wie auch körperlich Höchstleistungen vollbringen müssen.

Garantiertes Gänsehaut-Feeling

Davon ab ist die Isle of Man TT  eine der wenigen Motorsport-Veranstaltungen, die ihr Gänsehaut-Versprechen auch einhalten. Das hochfrequente, gierige Kreischen der modernen Supersportler bezirzt von Jahr zu Jahr mehr, spaßraubende Reglementierungen gibt es kaum. Ein reines Motorradrennen ist die Isle of Man TT aber auch nicht: Das Spektakel wird durch ein umfangreiches Rahmenprogramm begleitet, das den Ausflug dank musikalischer Darbietungen, Stunt-Shows, Kunstflüge und verschiedener Ausstellungen zum Erlebnis für die ganze Familie werden lässt. Nebst Gänsehaut-Feeling und Motorsport-Ambiente bietet die Isle of Man TT aber auch eine Bühne für hiesige Hersteller – und natürlich deren Neuentwicklungen.

https://vimeo.com/53551115

https://vimeo.com/59191280

TTXGP und die TT Zero: E-Bikes erobern die Insel

Motorsport-Veranstaltungen gehen mit der Zeit – elektroangetriebene Fahrzeuge sind auf internationalen Events wie dem weltgrößten BMW- und MINI-Treffen in Obermehler oder dem GTI-Treffen am Wörthersee keine Seltenheit. Auch die Isle of Man TT wurde vom Elektro-Boom nicht verschont: Bereits seit 2009 wird im Rahmen der Tourist Trophy auch ein Wettstreit für Elektromotorräder ausgetragen. Die Rennserie TT Zero findet ebenfalls auf dem traditionellen Snaefell Mountain Course statt. Etabliert hat sich das Rennen für Elektromotorräder am 12. Juni 2009. Eingeführt wurde die Klasse unter dem damaligen Namen TTXGP (Time Trials Extreme Grand Prix) durch den Geschäftsmann Azhar Hussain.

Erstes wettkampftaugliches Elektro-Motorrad

Auch als Entwickler des Mavizen TTX02 gilt Hussain als Pionier der elektroangetriebenen Supersportler. Das E-Motorrad erzielt eine Spitzengeschwindigkeit von 210 Kilometern pro Stunde, beschleunigt in weniger als fünf Sekunden auf Tempo Hundert und erreicht – je nach verwendetem Energiespeicher – eine maximale Reichweite von satten 180 bis 200 Kilometern. Die TTX02 basiert auf dem Chassis der KTM RC8 und wiegt trotz der schweren Lithium-Polymer-Akkumulatoren lediglich 170 Kilogramm. Der Preis für das Rennmotorrad lag bei 25.000 britischen Pfund (ca. 30.000 Euro). Parallel bot Hussain auch Team-Unterstützung, technischen Support, Versicherungen oder den Transport zwischen den Rennen an – ein lukratives Geschäft, das mit der Organisation des weltweit ersten Wettkampfes für zweirädrige E-Sportler Hand in Hand einherging.

Jahr für Jahr findet auf der Isle of Man TT ein Kampf gegen die Gesetze der Physik statt. Die nächste Isle Of Man Tourist Trophy findet vom 30. Mai bis zum 12. Juni 2015 statt. Die Reise zur englischen Insel dürfte sich allemal lohnen – und das nicht nur für Motorrad-Begeisterte.