Mercedes-AMG Project ONE: Weltpremiere auf der IAA 2017

Auf der Internationalen Automobil-Ausstellung (IAA) in Frankfurt 2017 feiert das Mercedes-AMG Project ONE seine Weltpremiere: Der zweisitzige Supersportwagen soll moderne und effiziente Formel 1-Hybrid-Technologie nahezu eins zu eins von der Rennstrecke auf die Straße bringen und bildet zugleich den Höhepunkt des Jubiläums 50 Jahre AMG. Der Hybrid leistet beträchtliche 1.000 PS, die Höchstgeschwindigkeit liegt bei satten 350 km/h und die Optik ist einfach nur ein Knaller. In Serie werden wohl nur 272 Exemplare des Show-Cars gefertigt werden – der Preis für den heftigen Sportler: Mindestens drei Millionen Euro.


Formel 1 im Serienfahrzeug

„Das Mercedes-AMG Project ONE ist das erste Formel 1-Auto mit Straßenzulassung“, heißt es aus der Presseabteilung von Mercedes-Benz. Ganz unrecht haben die Stuttgarter nicht: Bei der Entwicklung des Mercedes-AMG Project ONE sind nicht nur Mercedes-AMG, sondern auch Formel 1-Experten von Mercedes-AMG High Performance Powertrains in Brixworth sowie Mercedes-AMG Petronas Motorsport in Brackley beteiligt. Und auch die Performance-Werte des Hybrid-Sportlers lassen vermuten, dass in diesem Supercar ein wenig Formel 1 drinsteckt. So leistet der Hybrid-Turbo-Verbrennungsmotor mit insgesamt vier Elektromaschinen eine Systemleistung von satten 1.000 PS und sorgt zugleich für eine Höchstgeschwindigkeit von mehr als 350 Kilometern pro Stunde.

Optisch ein richtiger Hingucker

Das Design des Showcars präsentiert sich von der Königsklasse des Motorsports inspiriert. Eine große schwarze Frontschürze, satte und vielfältige Lufteinlässe auf der gesamten Fahrzeugbreite, ein riesige AMG-Logo oder u-förmige Flaps und flache LED-Scheinwerfer verbinden böse Motorsport-Optik mit modernen Eigenschaften. Die Türen öffnen wie im Rennsport gleichzeitig nach vorn und nach oben. Hinten rechts befindet sich die Tankklappe, hinten links die Ladebuchse für die Plug-in-Hybridbatterie. Das Heck wird durch eine scharfe Abrisskante und einen zweiteiligen Heckdiffusor dominiert – letzterer wird wiederum durch ein zentrales Endrohr unterbrochen. Zugleich verfügt der Supersportler über einen zweistufig ausfahrbaren, zweigeteilten Heckspoiler, der je nach Geschwindigkeit für entsprechende Aerodynamik sorgen soll. Rennsport pur wird durch große Wabengitter und allerhand Carbonteile gewährleistet.

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Ein Hybrid-Turbo-Verbrenner und vier Elektromotoren

Die Elektomotoren des Hybriden befinden sich an jeweils unterschiedlichen Stellen – einer ist im Turbolader integriert, einer befindet sich direkt am Verbrennungsmotor und ist entsprechend mit der Kurbelwelle gekoppelt und zwei weitere Elektromotoren treiben allein die Vorderräder an. Zugleich verfügt der Super-Hybrid über einen 1,6-Liter-V6-Hybrid Benzinmotor mit Direkteinspritzung. Der Verbrennungsmotor wird wiederum durch einen elektrisch unterstützten Single-Turbo aufgeladen – das Triebwerk stammt nahezu 1:1 aus dem Mercedes-AMG Petronas Formel 1-Rennwagen und befindet sich beim Mercedes-AMG Project ONE in Mittelmotorposition vor der Hinterachse. Maximal erreicht der Verbrennungsmotor Drehzahlen jenseits der 11.000 Umdrehungen pro Minute. Die Elektromotoren an der Vorderachse sind ebenfalls wahre Drehzahlwunder und erreichen Rotorumdrehungen von bis zu 50.000 pro Minute – derzeitiger Stand der Technik ist eine Drehzahl von 20.000 pro Minute.

MGU-H im Mercedes-AMG Project ONE

Das Hochdrehzahltriebwerk wird durch einen Hightech-Turbolader zusätzlich befeuert. Abgas- und Verdichter-Turbine sind voneinander getrennt mit optimaler Position zur Abgas- und zur Ansaugseite des V6-Motors positioniert und durch eine Welle miteinander verbunden. Auf dieser Welle befindet sich ein ca. 90 kW starker Elektromotor, der je nach Betriebszustand die Verdichter-Turbine mit 100.000/min elektrisch antreibt – beispielsweise beim Anfahren oder nach Lastwechseln. Die Formel 1-typische Bezeichnung dieser Einheit lautet MGU-H (Motor Generator Unit Heat).

MGU-K im Mercedes-AMG Project ONE

Laut Mercedes-AMG wurde das Turboloch dank der vielfältigen Technik vollständig eliminiert. Im Vergleich zu einem V8-Saugmotor ohne Turbo soll der turboaufgeladene 1,6-Liter-V6-Hybrid-Benzinmotor eine noch kürzere Ansprechzeit aufweisen. Zusätzlich wird die überschüssige Energie des elektrischen Turboladers wahlweise per Rekuperation der Lithium-Ionen-Batterie oder alternativ für zusätzlichen Vortrieb einem weiteren Elektromotor zugeführt. Der durch ein Stirnradantrieb mit der Kurbelwelle verbundene Elektromotor leistet 120 kW und wird auch als MGU-K (Motor Generator Unit Kinetic) in der Formel 1 verwendet.

Elektrisch angetriebene Vorderachse

Die Vorderachse des Mercedes-AMG Project ONE wird durch zwei weitere, jeweils 120 kW starke E-Motoren angetrieben. Durch das so genannte Torque Vectoring soll eine besonders hohe Fahrdynamik gewährleistet werden: Jedes elektrisch angetriebene Rad kann individuell beschleunigen und abbremsen – zugleich sorgt eine radselektive Drehmomentverteilung für ein besonders dynamisches Fahrerlebnis.

Daten im Überblick

Der thermische Wirkungsgrad des Verbrennungsmotors mit elektrischem Turbolader (MGU-H) in Verbindung mit dem Elektromotor an der Kurbelwelle (MGU-K) soll laut Mercedes-AMG über 40 Prozent erreichen. Das ist ein für Serienfahrzeuge bisher unerreichter Spitzenwert. Faktisch verfügt das Mercedes-AMG Project ONE über einen 1,6-Liter-V6 mit Direkteinspritzung, vier Ventile pro Zylinder, vier obenliegende Nockenwellen und eine elektrisch unterstützte Single-Turboaufladung sowie einen mit der Kurbelwelle verbundenem E-Motor – die 200er-Marke ist damit in läppischen 6 Sekunden erreicht. Als Antrieb und Getriebe stehen variabler Allradantrieb AMG Performance 4MATIC+ mit hybrid-angetriebener Hinterachse sowie elektrisch angetriebener Vorderachse samt Torque Vectoring sowie ein automatisiertes 8-Gang-Schaltgetriebe (AMG Speedshift) für die unglaublichen Fahrleistungen bereit. Die rein elektrische Reichweite des Hybrids liegt bei 25 Kilometern.