Hier einige Erfahrungen und Probleme sowie Lösungen im Zusammenhang mit der Porsche PCCB Keramik-Bremsanlage (Porsche Ceramic Composite Brake) bei den aktuellen 911er GT Modellen:
- GT3 RS / GT3 991.1 und 991.2
Speziell, wenn die Fahrzeuge auch auf der Rennstrecke – also auf Trackdays und oder auf der Nordschleife bewegt werden.
Die Porsche PCCB Bremse:
Die Porsche PCCB Bremsanlage bietet laut Porsche vielerlei Vorteile.
- reduziertes Gewicht (besondern im Bereich der ungefederten Masse)
- sehr gute Bremsleistung
- gute Dosierbarkeit
- hohe Temperaturbeständigkeit – sehr geringes Fading
- Langlebigkeit
Die meisten dieser Punkte treffen in der Tat zu und es handelt sich um eine hervorragende Bremsanlage. Das Thema Langlebigkeit beschränkt sich allerdings unserer Erfahrung nach ausschließlich auf den Einsatz im normalen Straßenverkehr.
Werden diese Fahrzeuge gelegentlich oder gar regelmäßig auf der Rennstrecke (zum Beispiel auf Trackdays) eingesetzt, so reduziert sich diese Langlebigkeit drastisch. Je nach Einsatzgebiet sogar so weit, dass die Haltbarkeit der originalen Keramik-Bremsbeläge sowie der originalen Keramik-Bremsscheiben noch unter die Lebensdauer der vergleichbaren Porsche Stahl-Bremsanlage sinkt.
Bremsbeläge halten teilweise sogar nur bis zu zwei Trackdays (Beispiel Hockenheimring) und Bremsscheiben gerade einmal eine einzige Saison (unter 10.000 Kilometer Laufleistung). Unter dem Aspekt, dass allein die Keramik-Bremsscheiben (ohne Einbau) mehr als 20.000 € kosten, kann dies ein teurer Spaß werden.
Mögliche Probleme:
- schnelle Abnutzung der Bremsbeläge
- hoher Scheiben-Verscheiß der PCCB-Keramik-Bremsscheiben
- Ausbrücke / Löcher / Risse / Abplatzungen / Bröckeln der PCCB Keramik-Bremsscheibe
- Verlust der Felgen-Gewichte durch Schmelzen des Klebers der Felgengewichte
Hintergrund:
Die Bremsanlage ist auf der Rennstrecke extremen Temperaturen ausgesetzt. Die Keramik-Bremse (PCCB) sogar noch höheren Temperaturen wie die vergleichbare Stahl-Anlage. Werden die Temperaturen zu hoch, arbeiten die original Porsche-Bremsbeläge nicht mehr in ihrem vorgesehenen Temperaturfenster. Sie überhitzen, werden weich und schmieren auf der Scheibe. Die Bremswirkung lässt leicht nach – der Verschleiß hingegen steigt aber überproportional an. Zusätzlich verglasen / carbonisieren die Original-Bremsbeläge dann durch die Überbelastung und schädigen dann auch noch die Keramik-Bremsscheibe (Details: siehe weiter unten).
Hintergrund: Trotz allem sind auch bei einem GT3RS die Original-Bremsbeläge auch für die Straßen-Alltagstauglichkeit ausgelegt. Dies schließt Faktoren wie Kalt-Bremsverhalten, Bremsverhalten bei Nässe sowie Feinstaub-Belastung etc. mit ein. Mit diesem Kompromiss-Faktoren können die originalen PCCB-Bremsbeläge nicht gleichzeitig auch perfekt in Extremsituationen auf der Rennstrecke bei extrem hohen Temperaturen und Reibwerten funktionieren.
Die Lösung: GT3RS Sport-Bremsbeläge / Racing Bremsbeläge für die PCCB Keramik-Bremsanlage für Trackdays.
Diese Renn-Bremsbeläge sind speziell für den Einsatz auf der Rennstrecke (Rennen und Trackdays) vorgesehen und auf die Keramik-Brensanlage abgestimmt. Der Hersteller ist der gleiche, der auch die original Porsche-Bremsbeläge herstellt: PAGID.
Vorteile:
- weniger Verscheiß
- bessere Bremsleistung
- schonender zur Keramik-Bremsscheide
- weniger thermische Belastung für alle Bauteile
Infos und Preise:
- Pagid RSC1 Renn-Bremsbeläge für Porsche 991.1 / 991.2 GT3RS – PCCB Keramik-Bremsanlage
- Pagid RSC1 Renn-Bremsbeläge für Porsche 991.1 / 991.2 GT3 – PCCB Keramik-Bremsanlage
Dieses Problem überträgt sich auch auf die Keramik-Bremsscheiben. Die zu hohen Temperaturen der original Keramik-Bremsbeläge belasten auch die Scheibe. Die Bremsbeläge verglasen / carbonisieren bei der thermischen Überlastung und greifen dann die Keramik-Scheibe an.
Die Keramik-PCCB-Bremsscheiben bestehen aus unterschiedlichen gehärteten Schichten. Bei extremen Temperaturen dehnen sich diese Schichten auch unterschiedlich stark aus. Bei zu hoher Belastung kann es daher schnell zu Abplatzungen kommen. Teile der oberen Schicht bröckeln dann ab und lösen sich heraus. Es entstehen entlang der Lauffläche radial kleine „Krater“. Hierbei handelt es sich nicht um Risse, sondern um Stücke, die von der Oberfläche abplatzen. Fälschlicherweise wird dies oft als Auswirkungen von Steinschlägen / einer Begegnung mit dem Kiesbett interpretiert. Zusätzlich zu diesen Schäden an der Oberfläche steigt auch der normale Verschleiß der Keramik-Bremsscheiben dramatisch beim Einsatz auf der Rennstrecke und in Kombination mit den Original-Bremsbelägen an.
Achtung: der normale Verschleiß einer PCCB-Bremsscheibe kann nicht einfach mit dem Auge beurteilt werden, wie dies bei einer Stahl-Bremsscheibe üblich ist. Selbst eine komplett verschlissene PCCB-Keramik-Bremsscheibe gleicht optisch einer neuen Scheibe nahezu zu 100%. Die Oberfläche bleibt gleich glänzend und es entsteht auch kein Grad / Rand am Äußeren. Aber wie kann eine PCCB-Keramik-Bremsscheibe dann gemessen werden und der Verschleiß beurteilt werden?
Prinzipiell gibt es 3 Möglichkeiten und Methoden:
-
Das Gewicht
Die Scheibe verliert über die Zeit an Gewicht (an Substanz). Dies könnte durch das Wiegen der Scheibe gemessen und beurteilt werden. Dazu steht auch das Neu-Gewicht jeder Scheibe auf dem Scheiben-Topf (in der Mitte). Nachteil: dieses Messverfahren ist sehr aufwendig, da die Scheibe ausgebaut werden muss. Außerdem benötigt man eine hochpräzise Waage, da der Gewichtsunterschied sehr gering ist. Ist die Scheibe nicht perfekt gereinigt und getrocknet, wird dieser Wert zusätzlich noch verfälscht. - Die Dicke
Die Dicke der Scheibe nimmt ab. Allerdings ist dieser Unterschied selbst zwischen einer neuen und einer komplett verschlissenen Scheibe so gering, dass er kaum messbar ist. Auch durch Verschmutzungen auf der Oberfläche (Bremsbelagauftrag) wird dieser Wert verfälscht. Trotzdem gibt es zusätzlich auf jeder PCCB Bremsscheibe Indikatoren – das sind kreisrunde, ca. 1 cm Durchmesser große „Flecken“ / Kreise die zum Vorschein kommen, wenn die Oberfläche der Scheibe die Verschleißgrenze erreicht. - Strukturelle Veränderung
Die Struktur der Carbon-Keramik-Fasern und die innere Beschaffenheit der Bremsscheibe sowie die strukturelle Dichte verändern sich. Es gibt ein neues, einfaches und kleines Messgerät, welches diese Veränderungen im Inneren messen kann – und zwar ganz ohne die Scheibe ausbauen zu müssen. Porsche (wie viele andere Hersteller) arbeiten hier mit den Schweizer Unternehmen Proceq zusammen, die ein kompaktes Messgerät entwickelt haben, welches die PCCB Bremsscheibe im eingebauten Zustand messen und beurteilen kann. Zu diesem Zweck gibt es auf jeder PCCB Bremsscheibe drei Messpunkte. Diese sind in der Mitte am Topf mit dem Neu-Messwert und dem Minimal-Messwert als Verschleißanzeige markiert.
Alle Angaben ohne Gewähr